Geflüchtete integrieren: So gelingt der Einstieg in den industriellen Mittelstand
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Geflüchtete integrieren: So gelingt der Einstieg in den industriellen Mittelstand

Strategien zur Arbeitsmarktintegration Geflüchteter im Mittelstand

Michael Reutter
25. Juni 2025
5 min Lesezeit
Geflüchtete integrieren: So gelingt der Einstieg in den industriellen Mittelstand

Geflüchtete integrieren: So gelingt der Einstieg in den industriellen Mittelstand

Einleitung: Warum der Mittelstand auf Geflüchtete setzen sollte

In Zeiten des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels bietet die Integration von Geflüchteten eine wertvolle Chance – nicht nur aus gesellschaftlicher, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht. Der industrielle Mittelstand, als Rückgrat der deutschen Wirtschaft, kann entscheidend davon profitieren, wenn es gelingt, das Potenzial und die Vielfalt von Geflüchteten gewinnbringend einzusetzen. Unternehmen, die offen für neue Perspektiven sind, erleben laut einer Umfrage der Bundesagentur für Arbeit (BA) und der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e.V. (DGFP) eine überwiegend positive Resonanz mit 53% positiver und lediglich 7% negativer Erfahrungsberichte (DGFP). Dies verdeutlicht, dass der Einsatz von Geflüchteten nicht nur die Fachkräftelücke schließt, sondern auch frischen Wind in betriebliche Prozesse bringt.

Rechtliche Voraussetzungen und Fördermöglichkeiten

Bevor Unternehmen den Schritt wagen, Geflüchtete in ihre Belegschaft zu integrieren, gilt es, den rechtlichen Rahmen zu kennen und die verschiedenen Fördermöglichkeiten zu nutzen. In Deutschland existieren zahlreiche Programme, die speziell darauf abzielen, den Einstieg von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt zu unterstützen.

Neben den allgemeinen arbeitsrechtlichen Bestimmungen müssen Unternehmen häufig komplexe behördliche Abläufe und Nachweisverpflichtungen erfüllen. Hierbei bieten staatliche Förderprogramme wie der "Job-Turbo" der Bundesagentur für Arbeit (BMAS, Job-Turbo) wertvolle Hilfestellungen. Dieses Programm kombiniert Sprachförderung und Qualifizierungsmaßnahmen, um den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu beschleunigen. Durch die enge Kooperation mit Jobcentern und Arbeitsagenturen wird der bürokratische Aufwand reduziert und eine zielgerichtete Integration ermöglicht.

Darüber hinaus stehen spezielle Beratungsangebote und finanzielle Förderungen bereit, die mittelständischen Unternehmen helfen, interne Strukturen optimal anzupassen und den Integrationsprozess nachhaltig zu unterstützen.

Herausforderungen bei der Integration Geflüchteter

Trotz der zahlreichen positiven Erfahrungen bleibt die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten nicht frei von Herausforderungen. Eine der größten Hürden ist die mangelnde Sprachkompetenz: So klagen 91% der befragten Unternehmen über Schwierigkeiten aufgrund unzureichender Deutschkenntnisse. Darüber hinaus erschweren bürokratische Abläufe – von komplexen Verfahren bis hin zum allgemeinen Betreuungsaufwand – den Prozess zusätzlich. Beispielsweise berichteten 63% der Unternehmen, dass die Zusammenarbeit mit Behörden zusätzliche Herausforderungen mit sich bringt, und 58% sehen komplexe Verfahren als Hemmnis (DGFP).

Ein hoher Betreuungsaufwand (55%) ist ebenfalls ein wiederkehrender Kritikpunkt. Unternehmen stehen vor der Aufgabe, nicht nur arbeitsmarktrelevante Qualifikationen zu vermitteln, sondern auch beim Abbau kultureller sowie sprachlicher Barrieren aktiv zu unterstützen. Das Bewusstsein für diese Herausforderungen ist der erste Schritt, um gezielt passende Maßnahmen zu implementieren.

Best Practices aus mittelständischen Industrieunternehmen

Einige mittelständische Industrieunternehmen haben bereits erfolgreich Strategien implementiert, um die Integration von Geflüchteten zu erleichtern. Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist hierbei der Aufbau von strukturierten Onboarding-Prozessen, in denen Geflüchtete Schritt für Schritt an die betrieblichen Abläufe herangeführt werden.

Erfolgreiche Praxisbeispiele betonen den Einsatz von Mentoring-Programmen, bei denen erfahrene Mitarbeiter als Integrationslotsen agieren. Diese Mentoren übernehmen nicht nur die fachliche Einarbeitung, sondern fungieren auch als erste Ansprechpartner für kulturelle Fragen und sprachliche Herausforderungen (Integrationslotse). Ein konkretes Beispiel stellt der "Job-Turbo" dar, der innovative Ansätze zur Verknüpfung von Sprachförderung und unmittelbarer Arbeitsintegration bietet (BMAS, Job-Turbo).

Weitere Best Practices umfassen die Schaffung von internen Schulungsprogrammen, die regelmäßige Kommunikation und die Einrichtung von Feedbackrunden. Diese Maßnahmen fördern nicht nur die berufliche Integration, sondern stärken auch die interne Unternehmenskultur und das Zusammengehörigkeitsgefühl.

Kooperationen mit Integrations- und Bildungsträgern

Eine enge Zusammenarbeit mit externen Partnern ist essenziell, um alle Facetten der Integrationspolitik abzudecken. Neben Behörden sind insbesondere Integrations- und Bildungsträger wichtige Partner, wenn es darum geht, Geflüchteten den Zugang zu weiterführenden Qualifizierungsmaßnahmen zu ebnen.

Kooperationen mit Sprachschulen, kulturellen Einrichtungen und spezialisierten Bildungsträgern ermöglichen es Unternehmen, maßgeschneiderte Programme anzubieten. Beispiele aus der Praxis zeigen, dass Unternehmen, die auf solche Partnerschaften setzen, nicht nur den Integrationsprozess beschleunigen, sondern auch langfristig von einer vielfältigen und engagierten Belegschaft profitieren.

Die Zusammenarbeit mit diesen Partnern senkt zudem den administrativen Aufwand und hilft, bürokratische Hürden zu umgehen. So wird eine integrierte und umfassende Betreuung von Geflüchteten gewährleistet.

Interne Maßnahmen: Sprache, Kultur und betriebliche Integration

Neben der externen Kooperation ist es für Unternehmen genauso wichtig, interne Strategien zu entwickeln, die den Integrationsprozess unterstützen. Der Schlüssel liegt hierbei in einer Kombination aus sprachlicher Förderung, kultureller Sensibilisierung und einer klar strukturierten betrieblichen Integration.

Ein zentrales Element ist der Ausbau von Sprachkursen, die idealerweise am Arbeitsplatz verortet sind. Solche arbeitsplatzorientierten Berufssprachkurse verbessern nicht nur die kommunikativen Fähigkeiten, sondern erleichtern auch das tägliche Miteinander im Betrieb (BMAS, Job-Turbo).

Darüber hinaus sollten Unternehmen kulturelle Trainings anbieten, die den internen Austausch fördern und Vorurteile abbauen. Interne Informationsveranstaltungen, kulturelle Austauschprogramme und teamübergreifende Aktivitäten tragen dazu bei, ein integratives Arbeitsumfeld zu schaffen. Durch gezielte Maßnahmen wird gewährleistet, dass Geflüchtete nicht als "Fremde" wahrgenommen werden, sondern als vollwertige Mitglieder eines vielfältigen Teams.

Checkliste für die erfolgreiche Integration im Unternehmen

  • Analyse des Bedarfs: Identifikation von offenen Stellen und passenden Einsatzbereichen.
  • Sprachförderung implementieren: Einrichtung von arbeitsplatznahen Sprachkursen und regelmäßigen Trainings.
  • Rechtliche und administrative Unterstützung: Nutzung von Förderprogrammen und enger Kooperation mit Behörden.
  • Mentoring und interne Betreuung: Aufbau von Mentorenprogrammen und Integrationslotsen.
  • Kulturelle Sensibilisierung: Durchführung interner Schulungen und Förderung interkultureller Aktivitäten.
  • Kooperationen aufbauen: Zusammenarbeit mit Integrations- und Bildungsträgern sowie Jobcentern.
  • Feedback-Mechanismen etablieren: Regelmäßige Evaluationen zur kontinuierlichen Verbesserung.

Diese Punkte dienen als Leitfaden, der es Unternehmen ermöglicht, strukturiert und nachhaltig eine Integration zu realisieren, die sowohl wirtschaftlichen als auch gesellschaftlichen Mehrwert schafft.

Fazit: Potenziale nutzen, Vielfalt fördern

Der industrielle Mittelstand hat in der Integration von Geflüchteten einen strategischen Hebel, um den sich verschärfenden Herausforderungen des Arbeitsmarktes zu begegnen. Mit gezielten Maßnahmen wie Sprachförderung, interner Betreuung und der Zusammenarbeit mit externen Partnern können Unternehmen nicht nur ihre Fachkräftebasis erweitern, sondern auch einen positiven Beitrag zur gesellschaftlichen Integration leisten.

Die positiven Erfahrungen zahlreicher mittelständischer Unternehmen zeigen: Vielfalt und Inklusion sind Schlüsselfaktoren für wirtschaftlichen Erfolg. Jetzt liegt es an den Entscheidungsträgern, diese Potenziale zu nutzen und aktiv in eine zukunftsorientierte Personalstrategie zu investieren.

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